Am 28. März 2025 durften wir am Carl-Humann-Gymnasium die Holocaust-Überlebende Eva Weyl aus den Niederlanden begrüßen. Vor rund 240 Zuhörerinnen und Zuhörern, darunter die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen, der Q2 sowie Gäste unserer ungarischen Partnerschule aus Budapest, hielt sie einen eindrucksvollen Vortrag, der bei allen Teilnehmenden tiefe Spuren hinterließ.
Eva Weyl sprach eine knappe Stunde über ihre Erlebnisse während des Holocausts und die Bedeutung von Erinnerung und Zivilcourage. Dabei betonte sie eine zentrale Botschaft: „Von außen sind wir alle verschieden, aber in uns schlägt das gleiche Herz.“ Mit diesen Worten appellierte sie an die Schülerinnen und Schüler, Empathie zu zeigen und aktiv gegen Ungerechtigkeit einzutreten.
Besonders eindringlich war ihr Aufruf, genau hinzusehen und aktiv zu werden, wenn sie das Gefühl haben, dass etwas nicht richtig läuft. Sie warnte eindringlich vor Mobbing und machte deutlich, dass die Ausgrenzung und Diskriminierung jüdischer Menschen im Dritten Reich genau damit begonnen hat: Zunächst wurden Juden durch das Hitler-Regime gesellschaftlich isoliert und schikaniert, bevor dies in blanken Hass und Gewalt umschlug. Zudem betonte sie immer wieder, dass die Zuhörenden nun ihre Zweitzeugen seien und ihre Geschichte in die Welt hinaustragen sollten, um das Erinnern lebendig zu halten. Sie machte deutlich, dass Gleichgültigkeit und Wegsehen den Nährboden für Hass und Ausgrenzung schaffen können.
Im Anschluss an ihren Vortrag hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Besonders interessierte sie, ob Eva Weyl in der Nachkriegszeit selbst Antisemitismus erfahren habe, was sie verneinte. Offen und ehrlich schilderte sie ihre Erfahrungen und reflektierte, wie wichtig es sei, aus der Geschichte zu lernen, um ähnliche Entwicklungen in der Zukunft zu verhindern. Aber auch „schöne Geschichten“, wie sie selbst immer wieder betonte, kamen nicht zu kurz und wurden mit viel Witz und Charme durch sie vorgetragen und brachten die Anwesenden zum Schmunzeln.
Eva Weyl wurde 1935 in den Niederlanden geboren und überlebte als Kind – zusammen mit ihren Eltern -, den Holocaust. Ihre Familie wurde 1942 in das Durchgangslager Westerbork deportiert, von wo aus mehr als 100.000 jüdische Menschen in die Vernichtungslager transportiert wurden. Anders als viele andere hatten sie als Familie mehrfach das Glück, nicht weiter nach Auschwitz oder Sobibor deportiert zu werden. Nach dem Krieg wollte Eva Weyl zunächst nicht über ihre Vergangenheit sprechen und einfach nur leben. Erst später begann sie, sich mit ihrer eigenen Geschichte auseinanderzusetzen und ihre Erfahrungen aufzuarbeiten. Heute engagiert sie sich intensiv als Zeitzeugin, um junge Menschen über die Schrecken der NS-Zeit aufzuklären. Besonders erwähnenswert ist dabei, dass sie mit ihren fast 90 Jahren immer noch selbst mit dem Auto von Amsterdam aus an Schulen in Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden fährt, um dort aufzuklären – eine beeindruckende Hingabe und ein außergewöhnliches Engagement.
Dank der Unterstützung der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung konnte die Veranstaltung in ihrem Saal stattfinden, was einen würdigen Rahmen für diesen besonderen Moment schuf.
Die Veranstaltung hinterließ einen tiefen Eindruck bei den Anwesenden und zeigte eindrucksvoll, wie wertvoll die Begegnung mit Zeitzeugen für die Aufarbeitung der Vergangenheit und das Bewusstsein für die Gegenwart ist. Eva Weyls eindringliche Worte werden den Schülerinnen und Schülern sicherlich lange in Erinnerung bleiben. Wir danken Eva Weyl für ihren Besuch und ihr wertvolles und unermüdliches Engagement als Zeitzeugin.
Sandra Paẞ