Im Rahmen unserer Erinnerungsarbeit haben wir uns auch in diesem Jahr in zweifacher Weise mit den Geschehnissen der Reichspogromnacht auseinandergesetzt und der Opfer nationalsozialistischer Menschenhatz gedacht.
Zum einen hat die gesamte Q2 an einer Filmvorführung im Filmtheater ASTRA teilgenommen. Gezeigt wurde der Film „Verlorener Stern“, eine Produktion der Theater-AG des Grashof-Gymnasiums aus dem Jahre 2010.
„Verlorener Stern“ basiert auf der Idee des Romans „Stern ohne Himmel“ von Leonie Ossowski. Nach Recherchen, Gesprächen mit Zeitzeugen und dem Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz ist dann das Theaterstück „Verlorener Stern“ entstanden. Dabei blieb die Grundidee der Vorlage erhalten, die Handlung wurde aber ins Ruhrgebiet verlegt und der Blickwinkel ganz auf Jugendliche und junge Erwachsene gelegt.
März 1945 in Essen: Jugendliche machen den Keller eines zerbombten Hauses zu ihrem Treffpunkt. Dort finden sie Vorräte, hören Radio, können sich etwas vom Kriegsalltag zurückziehen. Viele Jahre verbrachten sie gemeinsam in der Schule und verschiedenen Organisationen. Im Laufe des Krieges sind sie unterschiedliche Wege gegangen, ihre Einstellungen zum Krieg und zur NS-Ideologie haben sich verändert. Trotz der Kriegserfahrungen und Entbehrungen halten Heinrich, Willi und Evi dem Nationalsozialismus noch immer die Treue, Paul und Ruth äußern sich verhalten kritisch und sehnen sich nach Frieden. Ihnen gemeinsam ist die Angst vor dem, was kommen wird, vor der Unsicherheit der Zukunft. Die Gräben zwischen den Jugendlichen werden deutlicher, als Kurt, ein desertierter Soldat, und die Juden Abiram und Max ebenfalls in den Keller kommen – was soll mit ihnen geschehen? Die Jugendlichen müssen über Leben und Tod entscheiden und sind dabei selbst in Gefahr.
Dabei stehen in der Auseinandersetzung um politisch extreme Überzeugungen oder gelebter Menschlichkeit immer wieder eine Entscheidungsfrage im Mittelpunkt: „Was hätte ich tun sollen? Was hättest du an meiner Stelle getan?“
Ein beeindruckend gespielter Film, wenn er auch mit 124 Minuten eine halbe Stunde zu lang war.
Zum anderen haben Schüler*innen unserer AG „Schule ohne Rassismus“ (SoR) mit Schüler*innen der Erich-Kästner-Gesamtschule und der Wolfskuhle an der Ausgestaltung der Gedenkveranstaltung „Reichspogromnacht“ auf der Bühne des Steeler Weihnachtsmarktes mitgewirkt. Im Rahmen dieser Veranstaltung haben sich unsere Schüler*innen mit einer visualisierten Sprechmottete mit antijüdischer Gesetzgebung zwischen 1933 und 1942 auseinandergesetzt und gezeigt, wie Hitler nicht nur deutschen Jüdinnen und Juden systematisch ihr Existenzrecht genommen hat.
Dieser besonderen Gedenkveranstaltung hätte ich – unter dem Eindruck zunehmender antisemitischer Vorfälle – eine größere Beteiligung durch unsere Schulgemeinschaft gewünscht.