Carl Humanns Ruhestätte auf dem Burgberg von Pergamon

Die einzige Information, die ich über das Grab von Carl Humann hatte, war, dass es in Pergamon sein soll, der antiken Stadtruine in Kleinasien. Nähere Informationen gibt es nicht. Als ich die Reise im Winter plante, konnte ich nicht wissen, ob es überhaupt in dem riesigen Areal zu finden sei. Aber der Gedanke, das Grab des Namensgebers unserer Schule zu seinem 180. Geburtstag und außerdem zum 165. Jubiläum unserer Schule aufzusuchen, faszinierte mich. Und also machte ich mich auf den Weg. Während für Humann die Distanz  von seinem Lebensmittelpunkt in Kleinasien nach Essen riesig war, können wir uns heute mit Flugzeug und Auto binnen Stunden in die Welt der ehemaligen antiken Stadt hineinkatapultieren.

Nach einer Nacht in der modernen und mondänen Stadt Izmir mit seiner riesigen Bucht erreichte ich in einer zweistündigen Fahrt das schon traditionellere, aber auch noch quirlige Bergama am Fuß des sich auftürmenden Burgbergs, der Akropolis der alten Stadt Pergamon. Was nun? Ohne Zeit zu verschwenden fuhr ich sogleich die sich um den Burgberg windende enge Straße hoch nach Pergamon. Am Einlass zur antiken Stätte fragte ich den Herrn, der die Tickets entwertet, ob er mir sagen könne, wo Carl Humann begraben liege. Sein Englisch war sehr gebrochen, aber der Name Carl Humann ließ ihn aufhorchen. Zu meiner Überraschung wiederholte er Carl Humann und wies mit der ausgestreckten Hand in eine Richtung, die vom Hauptweg zur Akropolis wegführte. Er richtete meine Aufmerksamkeit auf die Spitze einer Zeder, zu deren Fuß das Grab von Carl Humann sein solle. Ich war perplex. So einfach sollte es sein? Als Gegenleistung packte ich meine mitgebrachte Schulfahne aus, aber es fiel mir schwer zu vermitteln, was es mit ihr auf sich hatte. Ich machte mich auf den Weg zu der ausgewiesenen Stelle. Und in der Tat fand ich in etwa 200 m Entfernung das Grab Carl Humanns. Nur 20 Stunden nach meiner Abreise vom Düsseldorfer Flughafen stand ich tatsächlich in der heißen Mittagssonne an seinem Grab. Ich schaute mich um. Das Grab war fantastisch gelegen. Es gibt nach Westen den Blick frei auf die in der Tiefe liegende Stadt Bergama. An seiner nördlichen Seite, wie ich später erst entdeckte, befinden sich die Überreste des Athena-Tempels, dessen Altar mit dem berühmten Pergamon-Fries, Humanns Entdeckung, geschmückt war. Es war niemand hier außer mir.

Das Grab selber besteht aus einer riesigen massiven Grabplatte, ohne Zweifel ein antiker Baustein, von dem hier tausende herumliegen, in den der einfache Name „Carl Humann“ eingemeißelt ist. Der Schriftzug ist so sehr verwittert, dass er kaum noch lesbar ist. An der Kopfseite des Steins steht eine schön gewachsene Zeder, die Schutz und Orientierung bietet. Ich empfand mein Hiersein als einen bewegenden Moment. Nach einer Weile näherten sich zwei junge Männer und eine junge Frau. Ich bat sie, mir beim Fotografieren behilflich zu sein. Nur die junge Frau sprach Englisch. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine türkische Archäologie-Studentin aus Istanbul handelte. Als ich ihr den Grund meines Besuches erläuterte, sagte sie, natürlich kenne sie Humann. Das sei für eine Studentin der Archäologie eine Selbstverständlichkeit. Ich war verblüfft und fragte sie, wie denn die Türken zu Humann stünden., schließlich habe er den Altar nach Berlin gebracht. Noch viel verblüffter war ich, als sie sagte, sie wünschte sich, dass noch viel mehr fortgeschafft worden wäre, denn vor Ort sei so viel verloren gegangen.

Ich blieb in Bergama einen Tag und eine Nacht. In dieser Zeit sprach ich mit den unterschiedlichsten Leuten und stellte fest, dass Carl Humann hier in Kleinasien heute einen viel größeren Bekanntheitsgrad hat als bei uns. Im 19. Jahrhundert war Humann in Deutschland ein Star der Archäologie-Szene. Heute muss man erklären, was es mit dem Namen auf sich hat. Hier in Kleinasien schien mir der Name virulenter. Freilich kannten meine Hotelinhaber in Bergama Humann. Ich fand im Eingang des Hotels dasselbe Bild des Pergamon-Panoramas an der Wand vor, wie es in meinem Büro hängt. Die Hotelbesitzer kannten Humann, wussten aber nicht, dass er in Pergamon begraben liegt. Ein Hotelgast hingegen, ein Italiener, der für die EU in Brüssel arbeitet, wusste sogar, dass es sich eigentlich um einen Ingenieur handelte, der für den Sultan des osmanischen Reiches Straßen baute und nur durch Zufall und wegen seiner Antike-Leidenschaft den Altar in Pergamon fand, als die Kalkbrennarbeiten im vollen Gange waren. Auch einem Polizisten, mit dem ich ins Gespräch kam, war Humann ein Begriff. Ich war sehr erstaunt. Die Geschichte des Namensgebers unserer Schule schien mir hier noch lebendiger zu sein, als es in unserem deutschen Alltag der Fall ist.

Erst nach meiner Rückkehr erfahre ich, dass das Grab erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts auf die Akropolis gebracht wurde, nachdem der katholische Friedhof in Izmir eingeebnet wurde. Das heißt aber immerhin, dass Carl Humann in der modernen Türkei des späteren 20. Jahrhunderts noch immer bekannt genug war und entsprechend viel Wertschätzung erfuhr, um sich die Mühe zu machen, ein Grab für ihn an dieser so exponierten und wunderbaren Stelle zu gestalten – neben der ehemaligen Stätte des Pergamon-Altars, eines der sieben Weltwunders der Antike.

Es war eine bereichernde Erfahrung!

 

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