Zur Erinnerung an die Opfer der Pogromnacht vom 9. November 1938

Nie wieder ist jetzt

„Nie wieder!“ – Diesen Ausspruch habt ihr bestimmt schon einmal gehört bzw. in den Fenstern unserer Schule gelesen. Doch was bedeutet er eigentlich genau? Nie wieder Nationalsozialismus? Nie wieder Antisemitismus? Nie wieder Rassismus?

Schauen wir uns in diesen Tagen und Wochen um, sehen wir, dass antisemitisches und rassistisches Denken und Handeln keineswegs verschwunden sind – ganz im Gegenteil.

Das Erinnern an die Verbrechen der Deutschen an ihren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern während des Nationalsozialismus und der Protest gegen jede Form von Menschenhass erscheint uns somit wichtiger denn je.

Wir erinnern uns:

In diesen Tagen jährt sich die Pogromnacht zum 85.zigsten Mal. Sie war Vorbote einer bösen, grausamen Zeit, die Millionen von Menschen jüdischen Glaubens während des Naziregimes unermessliches Leid und qualvollen Tod gebracht hat sowie all jenen, die sich nicht in nationalsozialistischer Ideologie und Rassenlehre wiedergefunden haben.

In jener Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Deutschland Synagogen in Brand gesetzt, jüdische Geschäfte zerstört, Wohnungen jüdischer Mitbürger verwüstet, Menschen jüdischen Glaubens erniedrigt, geschlagen, getreten und ins KZ gesperrt.

Alte Synagoge Essen, 9./10. November 1938

Dieser Terror, den Hitler angeordnet hatte, wurde von der SA brutal und schonungslos in die Tat umgesetzt, von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt, beklatscht, zugelassen, geduldet, widerspruchslos hingenommen. Auch hier mitten unter uns in Steele und in Essen.

Es war der nationalsozialistische Auftakt, Menschen jüdischen Glaubens nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt zu vernichten, jüdische Kultur und jüdisches Leben auszulöschen. Grausamer, menschenverachtender Terror, Massenmord, der u.a. in den Vernichtungslagern von Auschwitz-Birkenau, Sobibor, Treblinka und Majdanek in die Tat umgesetzt wurde. 6 Millionen Juden, darunter 1 Million Kinder jüdischen Glaubens, starben an Hunger, Krankheit, Überarbeitung, Folter, durch Massenerschießung oder in den Gaskammern der Vernichtungslager.

Mordechaj Gebirtig ist einer von ihnen. Er wird am 4. April 1877 in Krakau geboren. Von Beruf ist er gelernter Tischler. Hinsichtlich seiner literarischen Bildung ist er Autodidakt. Seine Liedtexte verfasst er in seiner Muttersprache, dem Jiddisch. Die Melodien zu seinen Liedern komponiert er mit Hilfe einer kleinen Flöte. Seine Lieder erzählen vom Leben der kleinen Leute im jüdischen Stadtteil Krakaus von der Zeit vor dem Krieg bis hin zum Holocaust.

M. Gebirtig

Als sich die Situation der jüdischen Bevölkerung in Polen zu verschlechtern beginnt, ändern sich auch die Inhalte von Gebirtigs Liedern. Sie werden politischer. Das im Jahr 1938 entstandene Lied (siehe unten) ist ein Aufruf zum Widerstand gegen jegliche Gewalt, die sich gegen Jüdinnen und Juden richtet, gegen jüdisches Leben und jüdische Kultur auf der ganzen Welt.

 

Im Nachhinein klingt es wie die Voraussicht auf den nahen Untergang seiner Welt. Diesen Untergang muss Gebirtig im Krakauer Ghetto miterleben. Während einer Massenerschießung, bei der SS-Angehörige mehrere hundert Juden auf offener Straße brutal hinrichten, findet auch Gebirtig seinen Tod. Es ist der 4. Juni 1942.

Liedeinspielung: Es brennt, Brüder, es brennt – Aufnahme von 2018

Heute:

Bei dem brutalen Überfall und Angriff der islamistischen Terrormiliz Hamas auf israelisches Staatsgebiet am 7. Oktober finden mindestens 1400 jüdische Zivilisten und Soldaten den Tod. Weitere 250 Menschen, von Kleinkindern bis Großeltern, werden an diesem Tag von den Terroristen nach Gaza entführt und seitdem dort gefangen gehalten.

Dieser fortwährende Angriff der Hamas auf Israel hat uns alle tief getroffen und erschüttert.

Mit großer Sorge müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die nachfolgende Hasspropaganda der Hamas gegen Israel, wie sie u.a. in den sozialen Medien weltweit verbreitet wird, auch in unserer Gesellschaft antisemitische Bekundungen und aggressives Verhalten gegen jüdisches Leben neu provoziert bzw. verschärft hat.

Wir verurteilen jegliche Form von Antisemitismus und bekunden unsere Solidarität nicht nur mit unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, sondern auch mit Israel.

„Nie wieder ist jetzt“, hier und heute. Wir dürfen es nicht zulassen, dass die Schrecken der Gegenwart unsere Gesellschaft aufs Neue vergiften und das Leben von Jüdinnen und Juden in unserer Mitte heute wieder gefährden.
Darum gehört es zu unseren bürgerlichen Pflichten, gegen jede Form von Antisemitismus in unserem Land mutig aufzustehen und jede Form von Terror und Rassismus zu verurteilen.

Unsere Gedanken sind gerade heute bei den unzähligen Opfern in Israel.

Wir gedenken ebenso der unschuldigen Opfer der Zivilgesellschaft in Gaza, die durch die Terrormiliz der Hamas in Geiselhaft genommen, unschuldig in diesen Krieg gezogen worden sind und zu Propagandazwecken instrumentalisiert werden, um hasserfüllten Terror gegen Israel zu rechtfertigen und in die Welt zu tragen.

Vor diesem Hintergrund sehen wir es in unserer Schularbeit dringend geboten, uns mit eigner und Weltgeschichte kritisch auseinanderzusetzen, zu lernen, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden – auch in den sozialen Medien, Meinungsmache kritisch zu prüfen und den respektvollen Umgang miteinander an unserer Schule einzuüben und uns – über alle religiösen und politischen Grenzen hinweg -, um Verständigung und Versöhnung zu bemühen.

Wir danken euch für eure Aufmerksamkeit!

Thomas Reuter, Schulleiter

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