Eine Woche Anfang Oktober verbrachten elf Schülerinnen und Schüler der EF und Q1 bei der Caritas in der rumänischen Kleinstadt Lipova. Hier ein kurzer Bericht in Tagebuchform:
Donnerstag, 2.10.
Nach dem Hinflug am Mittwoch lernten wir heute die diesjährige Baustelle kennen: Bei einer 93jährigen Frau, von uns Tanti Ana genannt, sollten Außenwände gestrichen, Fenster und Tür lackiert, neue Tore und eine Bank gebaut werden. Wir begannen gleich mit dem Abschmirgeln und -schleifen. Für uns war Anas Wohnsituation ein Schock: Sie besitzt kein WC, sondern nur ein instabil aussehendes Holzhäuschen im Hof; die Wände sind feucht, das Häuschen ist kaum sauber zu halten. Ein besonderes Highlight: Außer Katzen, Hühnern und Ziegen erwarteten uns auch zwei Eselinnen, zuerst noch sehr scheu, doch nach und nach ließen sie sich streicheln und füttern.
Mittags konnten jeden Tag zwei von uns beim Verteilen des Essens der Armenküche mitfahren und erleben, wie Fahrer Vasile nicht nur die Töpfe überreichte, sondern mit jedem sprach, viele aufmunterte und Wünsche nach kleinen Erledigungen entgegennahm.
Abends begegneten wir zum ersten Mal unserer Partnergruppe, engagierten Jugendlichen namens „Step-in“. Dieser Name bedeutet für sie „Get involved – you can make a difference“. Nach einigen Spielen wurden gemeinsam T-Shirts gestaltet. Die Verständigung auf Englisch klappte gut und die beiden Gruppen verstanden sich auf Anhieb.
Freitag, 3.10.
Morgens fuhren wir in drei Gruppen in umliegende Dörfer, um bei bedürftigen Menschen Tüten mit Lebensmitteln zu verteilen. Wir sahen baufällige Unterkünfte, in denen kinderreiche Familien und Senioren mit minimaler Rente wohnten, und hörten Geschichten von Krankheit, Armut und Einsamkeit.
Nachmittags ging es wieder zur Baustelle, wo Löcher in den Wänden mit Spachtelmasse gefüllt werden konnten. Gleichzeitig sägten einige von uns Hölzer für Tore zurecht.
Samstag, 4.10.
Morgens erhielten die Wände bei Ana den ersten Anstrich und mittags waren die Fenster lackiert, das erste Holztor aufgehängt und die Bank fertig. Wer zwischendurch etwas Zeit hatte, setzte sich zu Ana und versuchte, mit ihr ein Brettspiel zu machen.
Am Nachmittag waren Kinder aus Kinderheimen zum bunten Fest eingeladen. Sie konnten sich schminken lassen, malen und basteln, außerdem mit einer Spielekarte fünf Spielstationen durchlaufen. Mit Süßigkeiten, Kuchen und Zuckerwatte war für Stärkung gesorgt und am Ende durfte sich jedes Kind etwas von der großen Tombola aussuchen.
Nach dieser erfolgreichen Zusammenarbeit fuhren die beiden Jugendgruppen nach Arad zum Bowling.
Sonntag, 5.10.
Nach dem dreisprachigen Gottesdienst – Rumänisch, Ungarisch, Deutsch – zu dem wir die Fürbitten beitrugen, besuchten wir in Zweierteams alte Damen und Herren. Einige von ihnen kennen das schon und freuen sich jedes Jahr wieder auf die Besuche. Es gab allerdings auch Trauriges: Eine alte Dame hatte sich kurz vorher bei einem Sturz mehrere Rippen gebrochen. Ein Mann lag depressiv im Bett; hier hielt ein Schüler seine Hand und versuchte mit viel Einfühlungsvermögen, ihm Mut zu machen. Eine mehrfach behinderte Frau lag im Bett, freute sich aber, als eine Schülerin ihr die Nägel lackierte. Insgesamt waren es eindrucksvolle Begegnungen.
Nachmittags war Erholung angesagt: Wir fuhren in die nahe Berglandschaft und erkundeten die mittelalterliche Burgruine Siria, von der aus einem wunderschönen Blick auf die Westkarpaten hat.
Montag, 6.10.
Wieder arbeiteten wir vormittags fleißig auf unserer Baustelle; nachmittags fand in Zusammenarbeit mit der Partnergruppe ein bunter Nachmittag für alte und behinderte Menschen statt. Es gab Kaffee und Kuchen, wir bastelten Blumensträuße aus Muffinförmchen, hörten Musikstücke – ein deutscher Schüler gab ein klassisches Konzert auf dem Keyboard, eine rumänische Schülerin trug ein Gitarrenstück vor – und spielten das immer beliebte Bingo. Auch hier gab es am Ende eine Tombola, bei der die Gewinne von einer Fee überreicht wurden. Mit dieser wollten alle auch noch ein Foto.
Anschließend feierten die beiden Gruppen schon ihren Abschiedsabend – aber alle freuen sich schon auf den Gegenbesuch im April!
Dienstag, 7.10.
Heute hieß es, die Baustelle fertigzustellen. Das bedeutete: ein zweiter Außenanstrich, Ausbesserungen der Lackierung, Ölen und Einhängen der Tore. An der Stallwand entstand außerdem ein richtiges Kunstwerk: Auf die weiße Farbe malte ein Team wunderschöne, zum Anbeißen aussehende Trauben, Blumen und – auf besonderen Wunsch von Ana – ein Huhn. Der Abschied fiel allen schwer.
Am Caritas-Haus gab es abends noch romantische Stunden am Feuer und typisch rumänisches Gegrilltes.


