Keep-Running-Show – die Vierte!

Das war sie – die vierte Keep-Running Show. In Zahlen:  52 beteiligte Schüler*innen, mit insgesamt 21 Bühnenacts. Mit einer grellen Ligthshow, mit Goldregenfontänen und Konfettikanonen zum Finale. Und das alles vor ausgebuchtem Haus und einem begeisterten Publikum. Das Urteil von Schüler*innen, die zum ersten Mal als Besucher*innen mit dabei waren: „Mega Show!“.

An dieser Stelle sei noch einmal allen gedankt, die vor, neben und hinter der Bühne mit ihrem Einsatz dazu beigetragen haben, dass diese Show und dieser Abend zu einem so wunderbaren Erfolg werden konnte.

Viele Gäste des Abends haben sich gewünscht, den tollen Text unserer Poetry-Slamerin Lea Graf noch einmal nachlesen zu können. Lea war so freundlich, uns eine Veröffentlichung ihres Textes an dieser Stelle zu erlauben. Neben vielen Bildern, findet ihr hier also auch den Text von Lea.

Viel Spaß bei der Nachbetrachtung.

Joachim Dahlhoff

 

Wer bin ich? – von Lea Graf

Bin ich die Zahl, die jedes Jahr auf meinem Zeugnis steht? Naja…, ihr sagt ja immer, das definiert dich nicht, das bist du nicht. Doch in dieses Stück Papier habe ich doch all meine Kraft investiert.

Bin ich „die Gedanken“, die mich wach halten um 3 in der Nacht, weil ich wieder das Gefühl hab‘, dass ich die nächste Stufe doch nicht pack´? 

Oder bin ich etwa „die Gerüchte“? Die, vor denen ich mich so fürchte…. Die mich auf dem Schulhof – wie ein Lauffeuer – wie irgendein Ungeheuer darstellen. 

Das bin ich nicht! Das ist nicht wahr…! Doch jetzt besteht halt die Gefahr, dass andere mich so sehen, so wie die Lügen es von mir erzählen. 

Das bin ich nicht. Das weiß ich doch. Da war nur jemand kreativ, hat ein Bild von mir kreiert, was die Suche nach mir selbst nur noch vertieft. 

Bin ich das stille, dumme Kind, das in Mathe in der letzten Reihe sitzt, an den Erklärungen verzweifelt und die schlauen Mitschüler beneidet? Oder bin ich die, die in Englisch sich in der 1. Reihe meldet, – alles klar – und fließen spricht: jeden Text, jedes Gedicht? 

Was hab‘ ich aber auch erwartet von diesem Schulsystem? Das einzige, was ich in Mathe gelernt hab´, war, die Minuten bis zur nächsten Pause zu zählen. 

Ich stell mich vorne an die Tafel, meine Stimme langsam und laut, doch meine Hände sind am Zittern, am Körper hab‘ ich Gänsehaut. Und vielleicht wirk´ ich selbstbewusst und ständig voller Energie. Und ich stehe gern‘ hier oben und doch zittern meine Knie.

Früher war alles ganz anders… Ich stand doch so oft auf der Bühne und habe nie daran gedacht, was andere von mir denken würden. Genau das will ich wieder haben, ohne Augen, die mich jagen, doch das bin ja gar nicht ich… Früher vielleicht, jetzt aber nicht. 

Ich find´ ein altes Bild von mir. Hier bin ich 5! Mit einem Lächeln im Gesicht. Ich guck´ es an und frage mich: Bin das wirklich ich? 

Denn sie wusste ganz genau, wer sie war. Sie war eine Prinzessin, glaub´ ich, mit ihren eigenen Gedanken voller Liebe, Pink und Glitzer. Meine sind hingegen finster. Denn sie wusste, wer sie war. Jetzt und nicht in 15 Jahren. Die Zukunft war ihr so egal und sie hatte keine Zahl auf so ´nem dummen Blatt Papier. Alles anders als bei mir! Sie lernte zwar auch jeden Tag, bloß kein Latein, sondern was sie glücklich macht. Ich glaube, ich habe was verloren… zwischen Arbeiten und Tests… 

Die Schule nahm mir jedes Jahr ein kleines Stückchen von mir selbst. Und diese paar verdammten Stücke fehlen mir, um zu verstehen…wer da eigentlich vor mir im Spiegel steht.