Traum von Amsterdam

„Wir fahren mit dem Deutschkurs nach Amsterdam!“, so hieß es vor ein paar Wochen noch, und es klang erst nur wie ein Traum – von wem im Kurs die Idee dazu wirklich kam, weiß ich eigentlich gar nicht mehr so genau, aber was ich weiß, ist, dass Hazel und Gus aus dem Roman ,,Das Schicksal ist ein mieser Verräter“, der von John Green geschrieben wurde und das wir im Unterricht gelesen haben, auch nach Amsterdam fahren, um dort mit dem Autor ihres Lieblingsbuches ,,Ein herrschaftliches Leiden“ zu sprechen und noch unbeantwortete Fragen zu klären. Später küssen Sie sich das erste Mal im Anne-Frank-Haus und sitzen in Amsterdam an den Grachten. Grund genug also, diese Stadt wirklich zu besuchen!

Nun hieß es also in Amsterdam: Anne-Frank-Haus, Spaziergang und Grachtenfahrt. Um ehrlich zu sein, waren meine Erwartungen an diesen Tag nicht gerade ausgereift. Natürlich wusste ich, wo Amsterdam liegt, dass es da viel Wasser gibt und dass dort vor fast achtzig Jahren Anne Frank gelebt hat, aber über die Details habe ich mir eher weniger Gedanken gemacht. Für mich war es einfach nur die Hauptstadt der Niederlande.

Im Gegensatz zu Amsterdam wusste ich über Anne Frank schon einiges mehr. Sie war die Tochter einer jüdischen Familie, die vorm Nationalsozialismus aus Frankfurt in die Niederlande geflüchtet ist und sich dort schließlich, mit Hilfe von Freunden, in einem Hinterhaus versteckt hat. Kurz vor Kriegsende wurden sie allerdings verraten und in ein Konzentrationslager gebracht. Bis auf ihren Vater starb die ganze Familie.

Als wir nach gut drei Stunden, wovon wir eine Dreiviertelstunde Pause gemacht hatten, endlich in Amsterdam ankamen war die Freude zunächst groß. Begrüßt wurden wir von einem Regenbogen, der im kompletten Bus natürlich erst einmal für Aufsehen sorgte. Rechts von mir befand sich der Amsterdamer Hafen, welcher in meinen vorherigen Vorstellungen um ehrlich zu sein keinen Platz gefunden hatte.

Knappe 200 Meter mussten wir nur laufen, bis wir das von außen eher unscheinbare Anne-Frank-Haus erreichten.

„Die Rucksäcke auf den Bauch nehmen und die Handys ausschalten!“, so hieß es, bevor wir eintraten. Alles wurde strengstens kontrolliert, wobei ein Blick in die Taschen ausblieb. Ein Teil des Museums war neugebaut und erschien mir dementsprechend modern. Doch als wir den Rundgang antraten, wurde (glaube ich) jeder vom Gegenteil überzeugt. Drei mit Metall stabilisierte Stufen führten in den ersten Raum. Und schon war man mitten im Geschehen. Das Eintauchen in die Zeit des zweiten Weltkriegs gab mir die Möglichkeit, das Erklärte besser zu verstehen. Gleich am Anfang wurde ein Film gezeigt, der mir einen kurzen Einblick in Annes Leben gab. „Tagsüber mussten wir oft sehr leise sein!“, war der erste Satz, den ich gehört hatte und wobei mir sofort klar war, dass ihr Leben nicht das war, was man sich als Kind vorstellt.
Geboren wurde sie am 12.Juni 1929 in Frankfurt am Main als zweites Kind einer jüdischen Familie. Damals schien die Welt noch in Ordnung, doch als sie vier war und sich langsam der Krieg anbahnte, mussten sie fliehen, und zwar in das Hinterhaus, welches im vorderen Bereich zwei Läden besaß.

Die Stimme, die mir dies erzählte, wurde ihrer angepasst, wodurch man sich ihr noch näher fühlte. gesamten Museum sind Sprüche, Zitate und Erinnerungen, sowohl aus ihrem Tagebuch, als auch aus Erinnerungen an sie.

Bald schon führte eine weitere Treppe nach oben.

Als ich dann das Bücherregal sah, von dem ich wusste, dass sich dahinter ihr Versteck befand, war mir klar, dass es wirklich alles genauso war, wie man immer gehört hatte. Natürlich wusste ich, dass es wahr ist, doch wenn man wirklich da ist, an dem Ort, wo eine Familie um ihr Leben gekämpft hat, dann wird einem das alles noch viel mehr klar.

Eine hohe Stufe und eine abgesenkte Tür führten mich weiter durch ihr ehemaliges zu Hause. Man kam ins Schlafzimmer, wo ihre Eltern Otto Heinrich und ihre Mutter Edith Frank geschlafen haben. Alle Fenster waren mit schwarzer, undurchsichtiger Folie abgeklebt, worauf stand, dass sie damals nicht die Fenster offenhalten durften, um nicht entdeckt zu werden. Wenn die einfache Bau-Lampe unter der Decke nicht gewesen wäre, dann wäre dieser Raum stockdunkel gewesen.

Weiter ging es in Annes Zimmer, in dem überall Bilder von berühmten Personen hingen, die sie damals mit Hilfe einer Flasche Kleber, die ihr ihr Vater mitgebracht hatte, an die Wand geklebt hatte. Auf der gegenüberliegenden Seite waren Striche an der Wand, womit die Familie damals die Größe der Kinder gemessen hatte, nachdem sie 1942 in dieses Mehrfamilienhaus gezogen waren.

Aber vor allem ergriff mich der Film, der auf einem kleinen Monitor unter dem Bild von Anne gezeigt wurde. Menschen werden ohne Grund erschossen und vergraben, niemanden interessiert es, im Gegenteil es war die „Endlösung“ für die an den Nationalsozialismus glaubenden Menschen. Für mich stellte sich einfach nur die Frage ,,Warum?“. Warum mussten so viele Menschen sterben?

Nun war ich fast am Ende der Reise durch das ,,Haus mit Geschichte“ wie es überall stand. Es wurden Bücher ausgestellt und Filme gezeigt. ,,Als sie das Tagebuch vollgeschrieben hatte, schrieb sie in Heften weiter!“, wurde im Film gesagt. Das hat mich wohl am meisten berührt, denn Anne wollte Schriftstellerin und eine erfolgreiche Journalistin werden. Sie hatte diesen Traum, sie wollte raus, in die Welt. Eindrücke gewinnen, Erfahrungen sammeln, doch das alles blieb ihr bis zu ihrem Tod Anfang März 1945 im KZ Bergen-Belsen verwehrt. Ein junges Mädchen, mit einer Zukunft, die ihr ohne Grund genommen wurde.

Nach dem Rundgang hatten wir eine gute halbe Stunde für uns und ich musste erstmal darüber nachdenken. Aufgrund dieser vielen Dinge, die ich über dieses Mädchen erfahren habe, denke ich auf keinen Fall, dass sie ein trauriges Mädchen war. Sie durfte zwar nicht in dieser Welt leben, in der sie gerne leben hätten leben wollen, aber ihr Tagebuch und ihr Hoffnung brachten ihr Kraft, was man an der Freude und dem Spaß, den sie an ihrem Hobby hatte, deutlich merkt. Sie war kein trauriges Mädchen, auch wenn einen die Welt da draußen durchaus hätte traurig machen können.

Nun liefen wir entlang der Straßen, in deren Mitte sich die Grachten befinden. …

Wir liefen und liefen und bald kamen wir an einer Bank an, von der wir dachten, sie sei die Bank aus dem Film, auf der Hazel und Augustus sich geküsst und verewigt hatte und wo Gus ihr gestand, dass er wieder krank war.

Auf dem Weg zurück bekam ich mit, dass ein Mann einen Plastikeimer an einem Seilzug hinabließ. Jedes Haus besitzt so einen Seilzug, womit vor allem große Gegenstände wie Möbel in die Wohnungen gezogen werden, da die Häuser meist über hundert Jahre alt sind und somit nur sehr schmale Treppenhäuser besitzen, wodurch es einem fast unmöglich ist, diese zu tragen. Wenn man genau darauf achtet, sieht man, dass jedes Haus ein kleines Stück nach vorne gekippt ist, damit die Gegenstände nicht gegen die Hauswand stoßen.

Uns wurde wieder warm, als wir auf dem niedrigen Schiff saßen, welches uns über die Grachten schipperte. Obwohl es draußen 5 Grad war und es auch kaum geregnet hatte, waren wir doch ganz froh, dass wir im Warmen saßen.

Zuerst fuhren wir an einigen Wohnhäusern vorbei, dessen Architektur schon nicht so war, wie hier bei uns in Deutschland. Die Farben Weiß und Gelb und Plattenbauten waren hier nicht vertreten, nein, sondern nur krumme, schiefe und freundliche kleine Häuschen.

Dann kamen wir auf eine große Wasserfläche, das IJ, das übersetzt den sehr einfallsreichen Namen „Gewässer“ trägt. Hier gab es am meisten zu sehen, ein nachgebautes Schiff, das für mich eindeutig so aussah wie ein Piratenschiff aus der Zeit der Kapitäne und Seefahrer. Heute ist es ein Museum. Auch das ,,Eye“ faszinierte mich. Ein sehr modernes Filmmuseum, das vor allem aufgrund der einmaligen Architektur begeisterte. Es fühlte sich einfach super an, in diesem Boot auf dem Gewässer zu sitzen, ganz nah am Wasser und über das flüssige Nass die Dämmerung zu beobachten. Jeder winkte einem zu, was mir das Gefühl gab, willkommen zu sein, willkommen in einer fremden Stadt, die ich nur aus dem Film oder von Bildern kannte.

Warum nun der Romanautor genau dort in Amsterdam die Liebesgeschichte von Hazel und Gus zum Höhepunkt hat kommen lassen, ist für mich völlig klar: Weil Amsterdam nicht das typische Abbild einer Stadt ist, weil es Geschichte hat, besonders ist, etwas außergewöhnlich aufregendes an sich hat aber auch ein Ort ist, wo Ruhe herrscht, man Zeit für sich hat, auf eine Menge Freundlichkeit stößt und weil dort die verschiedensten Eindrücke aufeinander kommen und sie genauso wie Hazel und Gus zu einem harmonischen Gesamtbild entwickeln , was sich, über die Jahrhunderte hinweg, aufrecht hält, wie eben die Liebe.

Insgesamt gefiel mir dieser One-Day-Trip wirklich gut.
Ich habe viele neue Eindrücke und Erfahrungen gesammelt, die ich auch auf keinen Fall missen will.

 

geschrieben von Kim K. (EF) – gekürzt für die Website –

Fotos: Tom H. (EF)

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