Friedrich Merz zu Gast bei „Humann im Dialog“

Ehemaliger CDU-Spitzenpolitiker diskutiert mit CHG-Oberstufenschülern über das transatlantische Verhältnis

Was macht Friedrich Merz, von 1994 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages für die CDU mit den Schwerpunkten Finanz-, Sicherheits- und Familienpolitik, zum Experten in der Frage „Was verbindet uns noch mit Amerika?“? Die Antwort liegt in einer ehrenamtlichen Funktion, die der frühere Spitzenpolitiker innehat: Er ist Vorsitzender der sogenannten „Atlantik-Brücke“, einer privaten, überparteilichen und gemeinnützigen Organisation mit dem Ziel, eine Brücke zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland zu schlagen.

Da Merz sich aus dem politischen Tagesgeschehen zurückgezogen hat, war er vielen Schülerinnen und Schülern der Klassen 10 und 11, die zur zwölften Veranstaltung der Reihe „Humann im Dialog“ in die Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung in Essen-Steele gekommen waren, weniger bekannt als vorherige Gäste. Lutz Friedrich, Abiturient des Carl-Humann-Gymnasiums im Jahr 2011 und mittlerweile Doktorand der Rechtswissenschaften, hatte die Reihe 2010 ins Leben gerufen, um eine Kultur der politischen Diskussion in seiner Schule zu etablieren. Über die Jahre blieb er seinem früheren Gymnasium treu und holte ausgesprochen hochkarätige Gäste ans CHG, u.a. die Essener Oberbürgermeister Reinhard Paß und Thomas Kufen, jedoch auch Vertreter der Landes- und Bundespolitik wie Wolfgang Clement, Norbert Lammert, Sylvia Löhrmann, Hannelore Kraft, Christian Lindner, Peer Steinbrück und den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff.

Nach einem Grußwort des Schulleiters Stefan Uhlmann und einigen verbindenden Worten von Lutz Friedrich, der die Veranstaltung wie immer moderierte, begann Merz seine Ausführungen mit der These: „Wenn Trump nicht wäre, hätten wir heute ein anderes Thema.“ In prägnanter Form stellte er dar, dass das Phänomen Trump aus seiner Sicht keinesfalls aus dem Nichts aufgetaucht ist, sondern sich bereits seit Jahren in der politischen Entwicklung der sogenannten „Fly Over States“ im Zentrum der USA angekündigt hatte. „Die Trump-Wahl war eine Anti-Establishment-Wahl“, so Merz, „und Hilary Clinton diente als extrem unbeliebte Kandidatin der Demokraten als seine beste Wahlhelferin.“ Auch ist Merz, der seit langer Zeit die USA mehrfach im Jahr besucht, davon überzeugt, dass Trump und die politische Unzufriedenheit, die ihn an die Macht gebracht hat, keine vorübergehenden Erscheinungen sind. „Wir müssen uns auf weitere Überraschungen einstellen“, prophezeite das frühere Mitglied des Bundestages. Trump sei mit dem Slogan angetreten: “This president has been elected to be disruptive.”

Trotz aller Kritik an Trump und dem gestörten transatlantischen Verhältnis sieht Merz auf lange Sicht die USA immer noch als verlässlichsten Partner für Europa, weil das System der Gewaltenteilung in Amerika funktioniere und Trump effektiv durch die Gerichte und das Parlament kontrolliert werde.

Wie immer fungierten die Oberstufenschüler des CHG nicht nur als Zuhörer, sondern hatten auch die Möglichkeit, in die aktive Diskussion mit dem Gast einzutreten. Zu diesem Zweck war in den Sozialwissenschaftskursen zuvor über Friedrich Merz als Person und das Thema der Veranstaltung ausführlich gesprochen worden. Daraus waren einige Fragen erwachsen, mit denen sich im zweiten Teil der Veranstaltung beschäftigt wurde.

Erwartungsgemäß spielten in diesem Zusammenhang die innerdeutsche und europäische Entwicklung eine entscheidende Rolle, insbesondere in Bezug auf Parallelen zur Trump-Wahl. Merz nahm in seiner Kritik des politischen Establishments kein Blatt vor den Mund. „Wer eigene Entscheidungen als alternativlos bezeichnet“, merkte er mit Blick auf einen häufig durch Bundeskanzlerin Angela Merkel gewählten Ausdruck an, „der darf sich nicht wundern, wenn sich eine sogenannte „Alternative für Deutschland“ formiert. Nichts in der Politik ist alternativlos!“ Merz beklagte außerdem, dass Politiker wie Gauland und Trump durch ihre verrohte Sprache die politische Kultur zerstören würden. „Demokratie heißt, Widerspruch auszuhalten und andere Meinungen zuzulassen“, so Merz. Weitere durch Fragen der Schüler angeregte Diskussionspunkte bezogen sich auf die von den USA verhängten Strafzölle und den daraus resultierenden Handelsstreit, bei dessen Lösung Merz für „strategische Geduld“ und eine klare Position gegenüber den Amerikanern plädierte.

Bevor die Veranstaltung nach rund zwei Stunden zu Ende ging, wandte sich der ehemalige Politiker mit einem Appell, dessen Kernforderung bereits mehrfach im Laufe des Vormittags angeklungen war, an die versammelten Oberstufenschüler des CHG: „Die gegenwärtige Situation ist nicht gottgegeben. Jeder kann etwas verändern. Also engagiert euch!“ Gerade die Demonstrationen junger Menschen für ein weltoffenes und vereintes Europa und gegen nationale Kleinstaaterei und Abschottung eigener Interessen hätten ihm Hoffnung gegeben, dass eine positive Entwicklung in Deutschlands Beziehungen in Europa und mit den USA möglich sei.

Text: Nina Schloemer

Fotos: RR

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